Wandern mit Hund: 7 Tage auf einer Alm in Tirol

Hallo ihr Lieben,

wir waren wandern in Tirol. Unser erstes Trekking-Abenteuer zu viert. Gewohnt haben wir in einer einsamen Almhütte, irgendwo im letzten Zipfel eines Ausläufers des Brixentals, Nähe Kitzbühl und Hohe Salve. Auch der Wilde Kaiser war in Sichtweite – wenn ihn die Wolken mal frei gaben. Die Hütte lag auf 1500 Metern Höhe und was soll ich sagen: Es war dort superklasse – aber lest selbst.

Samstag
Ankunft auf 1500 Metern bei Regen und nasskalten 6 Grad. Die Anfahrt war – sagen wir mal – annähernd abenteuerlich. 400 Höhemeter auf nasser, aufgeweichter Schotterpiste sind zu bewältigen.

Problem 1: Unsere zehn Jahre alte, schwer beladene Karre muss uns da hoch hieven.

Problem 2: Wir haben ziemlich viel geladen und der Unterboden küsst daher bisweilen die Schotterpiste.

Aber alles gut, wir kommen ohne Schaden oben an. Auch wenn die Karre seitdem etwas quietscht und ein Licht ausgefallen ist. Aber egal. Wir sind da. Auspacken, Feuer machen, essen, in den Schlaf frieren und keine Ahnung von der grandiosen Aussicht, die uns hier oben erwartet.

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Kleine Panne. Der Strom geht aus und ich muss auf die Toilette, mitten in der Nacht, aber kein Licht. Stockdunkel taste ich mich zu meinem Rucksack vor, in dem sich die Stirnlampe befindet. Ohne dabei irgendetwas umzuwerfen oder gar einen Hund zu treten, die sicherlich auch irgendwo sind. Ich seh sie aber nicht. Tatsächlich erreiche ich den Rucksack unbeschadet und finde schnell die Stirnlampe. Die befindet sich seit Jahren an derselben Stelle im Hunderucksack. Kurz bejuble ich die Tatsache, dass ich mit Paule in der Rettungshundestaffel war, denn damals fand die Stirnlampe ihren angestammten Platz im Rucksack. Die restliche Nacht verläuft ruhig, auch ohne Strom.

Sonntag
Immer noch arschkalt und nass. Kleine zweistündige Erkundungstour der näheren Umgebung und eine erste leise Ahnung davon, wie toll das hier noch wird. Am Abend reißt dann der Himmel auf und gibt diesen grandiosen Blick frei. Wow! Oder…

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Montag
Frühstück bei strahlendem Sonnenschein. Könnte doch noch was werden mit dem Sommer in Tirol.

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Darf ich vorstellen, das sind unsere Nachbarn. Der Rindernachwuchs von der Schroudaalm – unseren Vermietern, also nicht die Kühe, deren Menschen natürlich :-).

Heute auf dem Programm: Mit dem Auto runter ins Tal, einkaufen und wandern – oder umgekehrt. Die heutige erste kleine Tour führt uns auf der anderen Seite des Tales den Berg hinauf. Zunächst ein Stück entlang eines Gebirgsbaches, dann ungfähr eine Stunde hinauf. Durch dichte Wälder, vorbei an verrosteten Eisenbahnwaggons – keine Ahnung was die hier zu suchen haben, geschweige denn, wie die hierher kommen. Gerne wären wir noch länger bergauf gelaufen, aber gegen Mittag ist Regen angesagt.

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Da wir nicht die Mega-Bergerfahrung aufzuweisen haben, entscheiden wir umzudrehen. Sicher ist sicher. Dann noch kurz einkaufen und wieder hinauf auf „unsere“ Alm. Fühlt sich mittlerweile schon so an. Glücklicherweise lässt der Regen dann doch noch eine Weile auf sich warten, so dass wir noch einen schönen und vor allem sonnigen Spätnachmittag im Garten verbringen können. Die Hunde abwechseln damit beschäftigt zu schlafen oder die in ihren Augen unverschämt frechen Nachbarskälber anzukläffen. Was glotzen die aber auch so. Am Abend verschwindet die Alm wieder in Regen und dichtem Nebel und wir nach einem leckeren Hüttenessen im Bett. Gut’s Nächtle…

Dienstag
Regen, Regen, Regen … leider noch mal ein kurzes Zwischentief. Aber kein Problem für uns, wir sind vorbereitet und vertreiben uns den Tag mit einem wunderbaren Petra-Durst-Benning-Roman.

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Wir lesen heute: Solange die Welt noch schläft. Eine so anschaulich erzählte Geschichte aus dem Leben dreier Frauen in der Zeit um die Jahrhundertwende (19. / 20. Jahrhundert). Wenn ich an dieser Stelle eine Literaturempfehlung geben darf: unbedingt lesen! Auch wenn die erfolgreiche Bestseller-Autorin meiner Leseempfehlung gewiss nicht bedarf. Ich jedenfalls bin Durst-Benning infiziert und hab schon den nächsten Roman von Petra in der Warteschleife. Hoffentlich komm ich bei all der Arbeit, die in den nächsten Wochen auf mich wartet, noch zum Lesen. Wir werden sehen…

Mittwoch
Endlich, es tut sich was. Tag Nummer 5 in Tirol und es scheint tatsächlich am Morgen die Sonne. Der zweite Tag ohne Regen und mit ansatzweise Sommer bricht an. Heute wagen wir die erste längere Tour. Es werden insgesamt 17 Kilometer von der Erla Brennhütte auf 1200 Meter zur Moltererfeldalm auf ca. 1800 Metern Höhe. Die Aussicht von dort ist abermals zum Niederknien. Inklusive Rast und vieler kleiner „Wow ist dieser Blick genial“-Pausen sind wir insgesamt vier Stunden unterwegs.

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Wir Menschen sind geflasht und könnten noch ewig weiterlaufen. Ich als notorischer Angsthast und immer um das Wohl der Hunde besorgt, möchte aber zunächst mal keine längere Tour wagen. Paule packt zwar problemlos mehr. Aber bei meinem Herta-Tier bin ich mir da nicht so sicher. Zudem spinnt sie unterwegs immer mal und baut irgendwelche unsinnigen Sprints ein. Sprich, die Gute geht mit ihren Ressourcen wirklich verschwenderisch um und ich möchte nicht, dass es zu viel für sie wird. Wobei mein Kopf mir sagt, das kann nicht sein. Mein Bauch hingegen macht sich unentwegt Sorgen. Das Wetter ist heute bis zum Abend hin warm und schön. Die Wetteraussichten für Morgen sind ebenfalls gut. Ich glaub, wir bleiben hier.

Donnerstag
Der Morgen in den Bergen beginnt sonnig und es verspricht ein superschöner Tag zu werden.

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Heute starten wir eine Tour direkt an der Haustür unseres Urlaubsdomizils. Wir wollen die Gegend um unsere Almhütte erkunden. Das machen wir nicht nur deshalb, weil es uns interessiert – das tut es sowieso. Wir laufen heute auch deshalb hier oben los, weil wir nicht jeden Tag die vier Kilometer Schotterpiste runter ins Tal und wieder rauf fahren möchten. Unser liebgewonnener, aber inzwischen doch schon 10 Jahre alter Touran leidet bei jeder dieser Holperfahrten doch ein bisschen. Zuhause angekommen werde ich erst mal eine Werkstatt anfahren, um zu sehen, ob alles okay ist mit unserer Lieblingskiste, denn ein paarmal sind wir schon auf dem steinigen Weg aufgesessen.

Soweit, so gut – also dann laufen wir mal direkt von der Hütte aus den Berg hinauf. Zunächst führt uns der Weg auf die oberste Almhütte der Schroudaalm. Dumm nur, dass dort Mutterkühe stehen. Offensichtlich haben die was gegen unsere Hunde. Also umdrehen. Eigentlich wollen wir ja ganz hinauf auf den Gipfel, aber irgendwie ist da kein Durchkommen. Zumindest nicht für uns Unwissende. Würde ein Einheimischer voraus gehen, würde ich ohne zu zögern hintergehen – auch mit den Hunden. Aber wir zwei Flachland-Tiroler, ne, das mach ich nicht. Unsere Vermieterin hatte tags zuvor allerdings noch einen Geheimtipp für uns, ein Trampelpfad hinauf auf den Gipfel, den wir einschlagen können, ohne dabei die Alm mit den Mutterkühen zu queren. Das tun wir auch.

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Aber oh je, den Anfang finden wir ja noch, dann allerding endet alles irgendwie im Nirwana, es ist steil, vom vielen Regen ist die Erde durchweicht, die Baumwurzeln sind glitschig und ich mach mir ewig Sorgen um die Hunde. Ein paarmal versuchen wir noch diesen Pfad und jene Steigung, aber ohne Erfolg. Es verstreichen zwar tatsächlich drei Stunden, doch mehr als ein paar Kilometer sind wir dabei nicht gekommen. Egal, hat trotzdem Spaß gemacht – auch wenn mit Sicherheit jeder bergerfahrene Mensch spätestens an dieser Stelle in schallendes Gelächter verfällt. Wir üben noch – es ist ja schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Die Hunde jedenfalls hatten auch heute wieder ihren Spaß. Paule ist offensichtlich eine echte Bergziege, gekonnt klettert er überall hinauf und auch wieder hinab – mit Umsicht und keineswegs kopflos, das kann man genau beobachten. Herta hingegen ist oft noch unsicher, traut sich dann aber doch, wenn es der Paule ihr vormacht. Zu meinem Erstaunen läuft auch das Herta-Luder recht sicher am Berg. Wieder zurück an unserer Almhütte verbdringen wir den Nachmittag im Garten bei Kaffee, Apfelschorle, Roman-Lektüre und einer Runde pennen.

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Freitag
Letzter Tag. Schade. Also dann, nehmen wir heute noch mal eine längere Tour in Angriff. Sechseinhalb Stunden sind geplant. Hinauf auf 2300 Meter. Doch leider werden unsere Pläne schon nach knapp drei Kilometern durch einen unüberwindbaren Stacheldrahtzaun zunichte gemacht. Also kurz umdisponieren und die Tour einfach andersherum laufen. Allerdings würde dann ja am Ende wieder der Zaun im Wege stehen. Deshalb laufen mir einfach mal los und beschließen nach einiger Zeit wieder umzudrehen. Auf den Gipfel hinauf und wieder zurück reicht es so herum nämlich zeitlich leider nicht. Schade drum. Doch auf dem Rückweg schlagen wir dann einen sogenannten Abenteuer-Trail des österreichischen Alpenvereins ein und erleben noch etwa eine Stunde coolen Trail-Abstieg pur. Herta hab ich mittlerweile auch von ihrer Schleppleine befreit, die ich zu ihrer Sicherheit und meiner Beruhigung eigentlich die meiste Zeit dran hatte. Aber hier auf diesem schmale Pfad, der uns des Öfteren über und bisweilen auch eine ganze Strecke durch Bergbäche führt, geht das nun einmal nicht. Also ab mit der Schleppi und einfach mal vertrauen. Außerdem hat die Herta mir auch nach diversem Blickkontakt mit Reh, Hase und Co. bewiesen, dass sie doch lieber bei uns bleibt, anstelle dem verlockenden Wild zu folgen. Offensichtlich hat sie ihren Spaß auch mit uns :-).

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Zum Abschluss der Tour paniert sich die Herta dann noch genüsslich in einer Kuhflade. Ganz ohne Zwischenfälle geht es bei uns offensichtlich nicht. Aber mit vereinten Kräften und mit Hilfe von kaltem Gebirgsbach-Wasser bekommen wir das Herta-Luder wieder sauber. Man glaubt es kaum, aber sie ist auch wieder komplett geruchsfrei. Wobei ich dazu sagen muss, die Kuhkacke in Tirol stinkt auch beileibe nicht so wie die hiesige. Wen wundert’s, kann so ein Alm-Vieh doch tausendmal besseres – und zwar auf natürliche Art besseres – Gras fressen. Kraftfutter wie bei uns zuhause hat so eine glückliche Almkuh nicht nötig. Was für ein Glück – für sie und für uns :-).

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Zurück auf unserer Alm haben wir den mittlerweile bereits weit vorangeschrittenen Nachmittag noch auf der Terrasse genossen – bei unseren bekannten Lieblingsbeschäftigungen: Kaffee- und/oder Apfelschorle trinken, lesen, schlafen und in die Ferne kucken.

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……..

So long, es grüßt euch herzlich
die Quasselstrippe mit ihren beiden Bergziegen Paule und Herta.

6 Kommentare zu „Wandern mit Hund: 7 Tage auf einer Alm in Tirol

  1. Hört sich wirklich nach einem richtigen Abenteuerurlaub an. Für sowas sind wir ja auch zu haben. Allerdings mache ich mir da wenig Gedanken um meinen Hund – lach. Ausgestattet mit Allradantrieb schafft Linda locker, was ich auch schaffe. Ich glaube, da machst Du Dir zu viel Kopf…

    LG Andrea

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  2. Toller Bericht und wirklich gut illustriert mit den Fotos. So konnte ich mir ein gutes Bild machen von diesem interessanten Urlaub in Tirol. Hat mir wirklich Spaß gemacht das Lesen. Bin gespannt auf die angekündigten Folgen, auch wenn ich selbst keinen Hundeurlaub in der nächsten Zeit oder überhaupt plane.

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  3. Dankeschön – ds freut uns natürlich gleich doppelt, wenn wir mit unseren Geschichten und Bilder auch Menschen erreichen, die keinen Urlaub mit Hund planen :-). Aber vielleicht kommst du ja doch noch auf den Geschmack, wenn ich euch erst mal unsere Hütte genauer vorgestellt habe.

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