Hunde – zwei sind keiner zuviel!

Irgendwann war es einfach da. Das Gefühl. Das Gefühl, ich möchte einen zweiten Hund. Ich wusste, für mich ist es die absolut richtige Entscheidung. Doch war es das für Paule und Micha auch?

Ich wusste, bei Micha ist es nicht ganz einfach das Thema anzuschneiden. Paule war für ihn genug Hund im Haus. Paule und er sind schon seit so langer Zeit ein eingespieltes Jogger-Team. Wenn die beiden zusammen laufen gehen, sind sie in ihrer eigenen Welt. Sie verstehen sich blind. Micha trainiert und Paule? Ja, Paule ist einfach dabei, immer an Michas Seite – egal was kommt. Manchmal darf ich auch mit – allerdings auf dem Bike. Per Pedes kann ich mit meinen beiden Läufern schlichtweg nicht mithalten. Für einen zweiten Hund war in Michas Augen hier auf den ersten Blick einfach kein Platz.

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Doch siehe da, nach anfänglichem Zögern und „Du kümmerst dich aber um alles, Tani – Erziehung und so, du weißt schon…“, war es dann doch kein Problem. Ein zweiter Hund war gebongt. Erziehung übernehme ich – theoretisch. Dass Micha aus der Nummer nicht mehr rauskam, wusste er selbst. Aber ich ließ das einfach mal so stehen. Vorab: heute laufen wir ab und an zu viert. Genauer gesagt, die drei – Micha, Paule und Herta – laufen. Ich trete immer noch in die Pedale. Manchmal sind wir auch getrennt am Trainieren. Die beiden Männer und wir Ladys joggen dann separat, denn sobald ich jogge, lachen die Männer nur. Meine Herta allerdings begleitet mich geduldig und hört bei meinem kraftlosen Geschnaufe einfach mal vornehm weg.

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Das ist aber nur ein Teil unseres gemeinsamen Lebens. Das ist der sportliche Abschnitt eines Lebens mit mehreren Hunden. Was aber passiert im Alltag, wie ist der zu meistern – ja, auch das kann bisweilen aufreibend sein – und wie funktionieren wir alle im Team? So vieles gibt es vorab zu bedenken. Zumindest für mich.

  • Ist es gut für Paule, wenn noch so ein Wusel ins Haus kommt?
  • Soll es ein zweiter Rüde oder eine Hündin sein?
    Wie organisiere ich den Tag mit zwei Hunden – nur mal so grob, denn es kommt ja eh meist anders als man denkt.
  • Bin ich überhaupt in der Lage zwei Hunde zu versorgen? Also ich meine nicht finanzielle, denn das ist meines Erachtens eine Grundvoraussetzung. Was ich meine ist vielmehr: Kann ich beiden Hunde gerecht werden, habe ich genug Zeit, genug Wissen, genug Einfühlungsvermögen, genug Verständnis und Liebe … für beide…

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Viele Fragen und doch gab es nur eine Antwort: Ja, ein zweiter Hund gehört ganz unbedingt in unser Leben. Zunächst sollte es ein zweiter Rüde sein. So viel zur Planung. Dann die Realität: Unser zweiter Hund wurde die süße Hündin Herta. Ein bisschen, weil es der Zufall so wollte, denn im Wurf unserer Züchterin war nur ein Rüde und der sollte in einer anderen Familie leben. Ein bisschen aber auch geplant, denn bei den Hündinnen haben wir dann versucht, so gut es ging darauf zu achten, dass zu unserem Brummbär Paule ein gelehriges kleines Mäuschen ins Haus kam. Eine, die Regeln akzeptiert und nicht ständig nachfragt. Gar nicht so einfach bei einem Gos. Aber wir hatten Glück. Glück mit der Züchterin, die erkannte, welches kleine Gos d‘Atura-Mädchen aus ihrem Wurf zu uns passte. Und noch einmal Glück, dass Paule sich zwar als konsequenter Erzieher, aber keinesfalls als unkooperativ zeigte.

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu schmieden. (John Lennon)“

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Da war sie nun die Herta, fröhlich, sanft und so klitzeklein. Bei der ersten Ansage, die Paule ihr machte, blieb mein Herz fast stehen. Doch so laut sich das auch anhörte, so klar formuliert war die Regel und Herta wusste fortan: Das ist Paules Napf und dieser hier drüben ist der meine. Alles lief gut. Bis sich dann so mir nichts dir nichts meine Herz und mein Bauchgefühl in die Haare kriegten. Fünf Jahre war Paule der Hund an meiner Seite. Jetzt setze ich ihm einfach einen zweiten vor die Nase. Ist das fair? Außerdem muss man diesem kleinen Hascherl noch so viel beibringen, das braucht Zeit, die ich für Paule dann vielleicht nicht mehr habe. Jaja, ich weiß, dass sind sehr menschliche Gedanken und Gefühle. Was soll ich machen. Ich kann nicht aus meiner Haut.

„Da stand ich nun ich armer Tor und war so klug als wie zuvor.“

Auf einmal zweifelte ich an mir, glaubte, dass ich weder genug Zeit noch genug Liebe für die zwei habe. Mein Herz ist doch besetzt, besetzt von Paule. Wo um alles in der Welt sollte ich da Raum für die Herta schaffen? Ich fühlte mich schlecht. Das Gefühlschaos hielt zum Glück nicht lange an. Immer dann wenn die fröhliche Herta sich mal wieder durch die Welt, den Tag und mitten durch unser Leben trollte, immer dann öffnete sich mein Herz ein Stück mehr und eröffnete Räume, von denen ich zuvor nicht einmal zu ahnen wagte. Mein Herz und mein Bauchgefühl schlug und schlägt noch heute Purzelbäume: „Ja, ja, ja! – ich, wir, haben alles richtig gemacht.

alles hat sich...

Heute empfinde ich meine Hunde bisweilen als Spiegel meiner selbst. Kennt ihr, nicht wahr. Paule spiegelt den brummigen, sturen Teil meines Wesens. Und die Herta, ja die ist das fröhliche Kasperle. Alles perfekt! Ja gut, nicht alles ist immer rosig – aber alles ist immer schön. Das ist es. Auch die Tage, an denen es mal nicht läuft, auch die sind dank Herta und Paule schön. Allein beim Anblick meiner beiden Wuschel, ist alles, was zuvor krumm hing, wieder grade gerückt und gut.

„Gemeinsam traben wir durch die Welt und ich möchte es mir keinen Tag anders vorstellen.“

Alles harmonisch – soweit

Nicht unter den Tisch kehren möchte ich allerdings, dass dieses Zusammenleben auch Arbeit bedeutet. Es ist nicht einfach mal per se alles rosarot mit zwei Hunden. Gewisse Rahmenbedingungen muss Mensch dem Hund schon bieten. Dabei ist es zweitranig ob es nun ein Hund, zwei oder noch mehr sind. Mit Rahmenbedingungen meine ich Regeln, Grenzen und schließlich auch Freiheiten – von allem etwas. Dieser Cocktail ist uns mit Paule und Herta gelungen, denke ich. Hie und da muss mal noch eine Zutat hinzugefügt werden. Aber für mich läuft das Rädchen „Mehrhundehaltung“ rund. Vielmehr noch – es bereichert mein Leben, mein Herz und meine Seele – jeden verdammten Tag.

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Ich liebe es mit den beiden zu laufen, zu rennen, zu wandern, die Natur zu genießen, zu reisen und andere Länder, die Welt zu entdecken oder auch einfach mal im Gras, auf der Couch oder im Bett (igittigitt) zu liegen und gemeinsam in den Tag zu träumen. Ich liebe die Unbeschwertheit meiner Hunde, das Leben eben zu nehmen, wie es kommt, die simplen Dinge zu genießen – einfach zu leben! Ich finde es toll zu beobachten, wie Herta der Jungspunt von Paule dem alten Hasen lernt. Wie sie zu ihm aufschaut. Ich finde es aber auch faszinieren, wie der Brummbär Paule auch von Herta lernt. das glückBei uns war es immer ein Thema, dass Paule sich nicht so gern anfassen lässt, oder dass er es auch überhaupt nicht mag, wenn man ihm direkt in die Augen schaut. Während die Herta Blickkontakt geradezu einfordert und das Kuscheln bis in die Unendlichkeit genießt. So kommt es wohl nicht von ungefähr, dass mittlerweile auch Paule kuscheliger geworden ist. Und auch ein direkter Blickkontakt wird von ihm schon lange nicht mehr als unangenehm empfunden. Ein Geben und Nehmen – auf allen Seiten…

Was also ist nun meine Resümee:

Ja, liebe Hundemenschen zwei Hunde sind keiner zuviel – so viel ist sicher. Nicht nur wir Menschen, auch die Hunde profitieren ungemein davon. In unser aller Leben und unseren Herzen ist für mehr als einen Hund Platz – und das BESTE: Du bekommst alles DOPPELT zurück.

3 Kommentare zu „Hunde – zwei sind keiner zuviel!

  1. Zwei Hunde habe ich schon seit Ewigkeiten. Es hat sich irgendwann so ergeben. Meine Schwester wollte wegen ihres Mannes ihren Hund abgeben, den wir ohnehin viel bei uns hatten, da sie den ganzen Tag arbeitete. Dass der Hund nicht ins Tierheim ging, war keine Frage. Von da an waren es immer zwei und auch mal drei und vier. Zwei sind nie alleine, sage ich immer, auch wenn die Hunde bei uns im Haushalt eigentlich ohnehin fast nie alleine sein müssen. Die Gesellschaft eines Hundes ist für einen Hund aber schon eine andere Erfahrung als nur die von Menschen. So wie zwei Hunde miteinander spielen, so spielen eben nur Hunde.
    Ich habe aber auch erleben müssen, dass nicht immer alles glatt geht. Teils habe ich da wohl auch Fehler gemacht. In einem Fall dauerte es fast ein halbes Jahr bis die Chemie endlich stimmte und es keine Streitereien und Eifersüchteleien mehr gab.
    Floppy und Little Amiga sind ein gutes Team, auch weil sie fast gleich alt sind und von daher ähnliche Bedürfnisse haben.
    Ich kann mir heute gar nicht mehr vorstellen, mit nur noch einem Hund zu sein. Und alle Hunde sind so verschieden in ihrem Wesen, auch daran, wie viel Nähe sie suchen und zulassen.

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