Kennt ihr sie auch diese Tage, an denen ihr schlichtweg fertig seid. Körperlich, psychisch oder auch beides. Doch dann sind sie da: unsere Hunde. Wir kommen nachhause und sie rennen uns schwanzwedelnd entgegen – schon ist der Stress, Kummer oder die Müdigkeit wie weggewischt. Ihr legt euer Gesicht in ihr Fell und der Tag fällt von euch ab.
Ich bin mir sicher, ihr wisst wovon ich rede. Und ich bin soooo froh, dass das so ist. In den vergangenen Monaten mehr denn je, denn hier bei uns hat sich vieles verändert. Wobei, eigentlich ist fast alles, so wie es immer war. Nur einer verändert sich unaufhörlich und unaufhaltbar. Seit Sommer 2016 steht es fest. Vorahnungen hatte ich schon länger. Doch der Rest der Familie wollte oder konnte es nicht sehen. So blieb mir nichts anders übrig als abzuwarten, bis es unübersehbar war. Mein Vater hat Alzheimer-Demenz. Mit gerade mal 69 Jahren.
Sie haben immer ein Auge auf dich
Unser Leben ist nun geprägt von unruhigen Tagen und manchmal auch Nächten. Und dabei ist das wohl erst der Anfang. „Die sind doch alle verrückt!“, behauptet mein Vater voller Überzeugung. Und ich kann ihm nur beipflichten. Widersprechen hilft nicht. Was soll ich auch sagen, im Grunde hat er ja Recht. Und dann kommt auch schon meine Herta um die Ecke. Leise und sacht, denn sie spürt, dass hier was nicht stimmt. Schwanzwedelnd streicht sie wie eine Katze am Bein meines Vaters entlang, er streichelt sie und lächelt … und all die Verrückten sind vergessen. Für einen Moment.
Oder unsere gemeinsamen Spaziergänge. Einmal in der Woche, regelmäßig, denn das ist wichtig bei Alzheimer-Patienten – Routine. Also einmal in der Woche gehen wir gemeinsam spazieren und da kommt dann der Paule zum Einsatz. Die meiste Zeit des Spaziergangs trabt er neben meinem Vater her. Früher war dieses Nebenher-Traben ausschließlich über Leckerli motiviert. Paule war ständig am Betteln. Heute macht er das bei meinem Vater nicht mehr. Er läuft einfach neben ihm, so als würde er immer ein Auge auf ihn haben. Zwischendurch gibt’s dann ein Leckerli von mir als Dankeschön.
Ein Hoch auf den Bürohund
Dann sind da noch die Tage bei der Arbeit. Ich habe mein Redaktions-Büro im selben Haus, in dem ich wohne. Das macht es mit zwei Hunden recht einfach. Sie werden quasi automatisch zu Bürohunden. Und ich liebe es, genau so! Was wäre ein Arbeitstag ohne unseren morgendlichen Spaziergang. „So ein Hund hält fit.“ Das hör ich dann oft von Passanten, die ich unterwegs treffe. Ja, das tun sie. Mein Hunde halten mich fit und gesund, denn Hand auf’s Herz: Wer von uns Hundehaltern würde ohne Hund wirklich täglich und bei jedem Wetter vor die Türe gehen?
Doch nicht nur für die tägliche Portion frische Luft und Bewegung sind unser vierbeinigen Freunde verantwortlich. Sie bringen mich auch sonst ganz gut durch den Tag. Da wären zum Beispiel die Meetings oder Telefonate mit anstrengenden Kunden. Ja, die gibt es auch. Nicht viele. Kommt aber vor. Dann lege ich mit erhöhtem Puls den Hörer auf oder schließe hinter dem letzten Gesprächspartner die Bürotür und atme tief durch. Schon steht ein fröhlich wedelndes Wuschelgetier oder auch zwei neben mir und es gibt erst mal eine Streichel-, Knuddel-, Kuschelrunde – und mein Puls normalisiert sich wieder.
Nur so am Rande: Umgekehrt funktioniert das übrigens auch! Wer einen hibbeligen Hund hat, hat vielleicht schon mal gehört: Hibbel-Hunde kann man herunteratmen. Dafür sollte man den gestressten Hund einfach in den Arm nehmen (nicht von vorne, sondern seitlich) und ihn an den Körper drücken. Dabei dann ganz bewusst und langsam aus- und einatmen. Zunächst wird man vermutlich auf den Widerstand des Hundes stoßen. Er wird versuchen, sich aus der Umklammerung zu befreien. Dann aber nicht lockerlassen. Den Hund einfach halten und langsam atmen. Ihr werdet sehen, das klappt. Allmählich wird auch der Hund sich beruhigen.
Kurzum: Hunde machen glücklich
Das ist für mich nicht nur so ein Satz. Ich kann es jeden Tag sehen, spüren und erleben: Dieses Glück. Dabei möchte ich das Thema Hund nicht per se schön reden. Uns allen ist klar, ein Hund bedeutet auch Arbeit. Hundeerziehung ist anstrengend, es klappt nicht immer und dem ein oder anderen geht sie auch nicht wirklich leicht von der Hand. Aber in Summe überwiegen doch die schönen Momente. Und genau deshalb kann ich nur jeden Tag aufs Neue einfach danke sagen. Danke, dass ihr bei mir seid!
In diesem Sinne grüßt euch herzlich die Quasselstrippe und ihre beiden Herzenshunde Herta und Paule.