Schon wieder Zeit für einen Jahresrückblick und beginnen muss ich wie alle anderen auch mit dem lapidaren und doch so wahren Satz: Schon wieder ist ein Jahr vorüber. Und Jahr um Jahr bin ich fassungsloser, wie schnell das doch immer wieder geht.
Nach 2016 unserem absoluten Chaosjahr, verlief 2017 allerdings in ruhigerem Gewässer. Es gibt nichts zu meckern. Tatsächlich haben wir es auch geschafft, katastrophenfrei in Urlaub zu fahren. Herta und Paule, Micha und ich waren das Jahr über gesund, hie und da mal eine Kleinigkeit, aber nix großes. Und ja, unseren Urlaub im Oktober verbrachten wir in Holland bei sage und schreibe durchschnittlich 20 Grad und fast durchweg strahlendem Sonnenschein.
Eigentlich bin ich ganz zufrieden mit diesem Jahr 2017.
Oberflächlich betrachtet. Blicke ich dann in die Tiefe ist 2017 ein Jahr des Verlustes. Schritt um Schritt verliere ich meinen Vater. Er ist zwar jeden Tag um uns. Doch die Alzheimer nimmt ihn schnellen Schrittes mit in eine andere Welt. Und wir anderen bleiben zurück. Bei dem Gedanken daran, dass er uns vielleicht bald nicht einmal mehr erkennen wird, ist mir ganz bang ums Herz. Gleichzeitig sind so viele Eigenschaften, die seine Persönlichkeit ein Leben lang ausgemacht und uns bisweilen um den Verstand gebracht haben – präsenter denn je. Das Allerschlimmste für mich ist dieses unsägliche unter den Teppich kehren – und immer schön den Schein wahren. So sind wir bis heute nicht in der Lage, mit ihm über seine Krankheit zu sprechen, denn er will sie einfach nicht wahrhaben. Alzheimer ist für ihn ein Synonym für verrückt – und verrückt das sind höchstenfalls die anderen, er nicht. Alzheimer gehört sich für ihn einfach nicht. So wird er irgendwann aus unserem Leben verschwunden sein, ohne dass wir auch nur einmal über seine Krankheit geredet haben. So wird er irgendwann vollständig in diese andere Welt abtauchen – ohne ein letztes „Auf Wiedersehen“. Er wird einfach verschwinden – nein, er verschwindet schon – ohne ein einziges Wort. Und dieser Umstand zerreißt mir das Herz.
Die Dinge beim Namen nennen – ehrlich und mit Respekt
Wahrscheinlich ist dieses unsägliche unter den Teppich kehren, den Schein wahren, die anderen bloß nix merken lassen – auch der Grund dafür, dass ich so mitteilungsbedürftig bin. Ich trag mein Herz auf der Zunge und schäme mich für nichts (naja, fast – fremdschämen geht schon 😊). Ich bin der Meinung, offene Worte, das Ding beim Namen nennen, das ist besser, als Unangenehmes lang mit mir herumzutragen – besser wird es dadurch nämlich auch nicht. Durch ein direktes Gespräch können viele Dinge schnell geklärt werden. Das ist meine Devise und damit fahre ich gut.
Wichtig hierbei ist für mich allerdings Ehrlichkeit. Ehrlichkeit und der gegenseitige Respekt. Ich versuche meinem Gegenüber ehrlich, möglichst freundlich, respektvoll, direkt und immer auf Augenhöhe zu begegnen. Doch genau hier stoße ich häufig an Grenzen, denn unsere Gesellschaft ist nicht (vielleicht noch nicht) für diese Offenheit gemacht. Unter den Teppich kehren, mehr Schein als Sein, den anderen gerne auch mal drücken – immer schön nach unten weitergeben – und natürlich immer das Beste für einen selbst herausholen. Dabei muss man auch nicht immer ehrlich sein. Das prägt unsere Gesellschaft und lässt mich allzu oft an vielen und vielem Zweifeln. Obwohl ich um die Grundzüge unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens und unseren menschlichen Unzulänglichkeiten weiß, bin ich doch immer wieder erstaunt, ja häufig auch enttäuscht, ob dieses Umstands. Vor allem im Geschäfts- oder auch im Vereinsleben laufe ich da immer wieder auf Grund. Glücklicherweise bin ich stark oder auch konsequent genug, in solchen Situationen deutlich die rote Karte zu zeigen.
Hunde kommunizieren klar und direkt
Im Grunde habe ich mir diese Verhalten von meinen Hunden abgeschaut. Sie kommunizieren klar, machen konkrete Ansagen, wenn man ihre persönlichen Grenzen übertritt. Sie fordern den anderen aber auch kurz darauf mit einem freundlich Pfotenzeig wieder zum gemeinsamen Spiel auf. Lange nachtragend ist in der Hundewelt niemand. Allerdings gibt es auch Hund-Hund-Kombinationen, die einfach nicht zusammen funktionieren. Dann geht sich Hund eben aus dem Weg. Ich mach das so auch und kann nichts Schlechtes dabei finden.
Keiner beherrscht die konkreten Ansagen so gut wie mein Paule. Manch menschliches Wesen ist da bisweilen erstaunt bis erschreckt, wenn Paule mal wieder deutlich verkündet, was ihm nicht passt. Er hat keinen Bock, sich für andere zu verbiegen. Für mich war das immer wieder eine echte Herausforderung – und ist es noch heute. Paule will mir nicht und will auch sonst niemandem gefallen. Wenn Mensch es schafft, sein Hundeherz für irgendetwas zu erwärmen, dann macht er mit Herzenslust mit. Hat er aber keinen Bock, dann hat er keinen Bock. Bestechung? Sinnlos. Ist Paule allerdings von einem Menschen voll und ganz überzeugt, dann folgt er ihm bedingungslos, aber nur dann 😉.
Auch ich hab keine Lust mich zu verbiegen, nur um anderen gefallen. Nicht immer ein leichtes Unterfangen, denn wer nicht mit der Masse schwimmt, schwimmt zumeist gegen den Strom. Das ist anstrengen, kostet Kraft – aber schlussendlich ist es eine wirkliche Befreiung.
Natürlich ist nicht alles schlecht in unserer Welt. Ich kenne auch sehr viele Menschen, die absolut hilfsbereit sind. Die selbstlos einfach zupacken, wo immer sie gebraucht werden. Die sich um Mensch, Tier und unsere Umwelt scheren, die jeden Tag versuchen, unsere Welt zu erhalten und sie ein stückweit besser machen. Menschen, die offen und ehrlich sind. Mit ihnen umgebe ich mich gern. Und ich hoffe, sie mit mir auch.
Doch zurück zu meinem Vater und dem traurigen Umstand, dass ihm und uns diese offene, ehrliche und befreiende Art mit der Krankheit Alzheimer umzugehen, leider verwehrt bleibt. Das macht mich sehr traurig. Aber der Mensch kann eben nicht aus seiner Haut.
2017 – ein Jahr der Abschiede
Dabei ist das Leben doch so vergänglich. Das wird mir nicht nur täglich beim Anblick meines Vaters bewusst. In den letzten Tagen des Jahres hat es sich mir auch auf so manch andere, schmerzliche Weise gezeigt. Hummel und Aragon, zwei wunderbare Hunde sind über die Regenbogenbrücke gegangen. Beide viel zu früh. Hummel, die Mama von Herta, war noch keine zehn Jahre alt und Aragon unser bäriger Briard und Hunde-Kumpel wurde nur knapp neune Jahre alt. Ich weiß noch, wie wir Woche um Woche gemeinsam nach Stuttgart in die Hundeschule gefahren sind. Meine beiden in ihrer Hundebox und Aragon thronte auf der Rückbank meines Autos wie ein König – unser Bär. Was hatten wir dort immer für einen Spaß.
Viel zu früh mussten Aragon und Hummel über die Regenbogenbrücke gehen und obwohl sie beide krank waren, ist es doch ein Schock gewesen, von ihrem Tod zu erfahren. Und wieder einmal wird mir bewusst, wie schnell alles vorbei sein kann. Wieder einmal nehme ich mir vor, mehr Zeit mit meinen beiden Wuschels zu verbringen. Und wieder einmal weiß ich, dass mir das nicht auf diese Weise gelingen mag, wie ich es mir wünsche. Ein Dilemma, in dem wir uns wohl alle befinden.
Nehmen wir uns Zeit für 2018
Trotzdem ist es genau das, was ich mir fürs neue Jahr vornehme: Zeit mit meinen Lieben zu verbringen. Zeit mit Herta und Paule, Zeit mit Micha, mit unserer Familie mit Freunden und ja, auch Zeit mit mir selbst, denn das ist wichtig – finde ich zumindest.
Zeit füereinander – das wünsche ich auch euch fürs neue Jahr – und natürlich Glück, Gesundheit … schlichtweg ein wundervolles Jahr voller schöner Momente mit euren Hunden … Das Leben ist kurz, genießt es JETZT!
In diesem Sinne wünschen wir euch ein FROHES NEUES JAHR!
Die Quasselstrippe mit Herta und Paule