„Die Menschen werden geboren, damit sie lernen, wie man ein gutes Leben führt. Zum Beispiel, alle liebzuhaben und immer nett zu sein, oder? Hunde wissen schon, wie man das macht, deswegen müssen sie nicht so lange auf der Welt bleiben.“ Mit diesen Worten erklärt uns ein sechsjähriger Junge den Tod seines an Krebs erkrankten Hundes.
Worte, die mich tief bewegen. Worte eines Kindes so klar, einleuchtend, tröstlich. Und doch nimmt es mir fast den Atem, wenn ich daran denke, dass einer meiner Hunde irgendwann gehen muss. Ich bin mir sicher, jeder von euch fühlt genauso.
Was tue ich, wenn der Tag kommt. Was tue ich, wenn ich entscheiden muss? Einschläfern, jetzt, später oder geht mein Herzenshund vielleicht doch von allein? Weiß ich um den richtigen Zeitpunkt? Handeln oder abwarten? Einerseits ist es gut, denke ich, dass wir unseren vierbeinigen Freunden, ein langes Leiden ersparen können. Ja, es ist gut, dass, anders als in der Menschenwelt, im Reich der Tiere die Möglichkeit besteht, selbst zu entscheiden, wann Hund über die Regenbogenbrücke gehen darf. Aber der Hunde entscheidet ja nicht selbst. Wir dürfen, müssen, können entscheiden … für unseren Freund. Das ist gut. Ist es das wirklich? Egal wie ich es auch drehe und wende, ich finde darauf keine Antwort. Ist es wirklich gut?
„Hunde kommen in unser Leben, um zu bleiben. Sie gehen nicht fort, wenn es schwierig wird, und auch, wenn der erste Rausch verflogen ist, sehen sie uns immer mit genau diesem Ausdruck in den Augen an. Das tun sie bis zu ihrem letzten Atemzug. Vielleicht, weil sie uns von Anfang an als das sehen, was wir wirklich sind: fehlerhafte, unvollkommene Menschen. Menschen , die sie sich dennoch genau so ausgesucht haben. Ein Hund entscheidet sich einmal für den Rest seines Lebens. Er fragt sich nicht, ob er wirklich mit uns alt werden möchte. Er tut es einfach. Seine Liebe, wenn wir sie erst verdient haben, ist absolut. (Picasso).“
Einmal in meinem Leben hab ich die Entscheidung schon treffen müssen. Nein, eigentlich ist das so nicht richtig. Meine Eltern haben entschieden. Damals ging es unserem Golden Retriever Jonny schon sehr schlecht, er wollte nicht mehr essen und konnte nicht mehr aufstehen. An diesem Punkt war nun Mensch gefordert und damals restlos überfordert. Für mich war es ein heilloses Chaos, an dem ich lange zu knabbern hatte. Beim nächsten Mal will ich es besser machen. So damals mein Entschluss. Und ich weiß: Ich kann das. Dennoch habe ich Angst vor diesem einen Tag.
Noch heute weiß ich genau, wie es sich anfühlt, wenn ich Jonny über sein weiches Fell streichelte. Dabei ist Jonny bereits 9 Jahre tot. Noch heut macht mich sein Tod traurig. Gleichzeitig weiß und fühle ich, ein Platz in meinem Herzen gehört für immer ihm. Einige von euch werden jetzt vielleicht sagen. Ach komm, mach dir keinen Kopf. Genieß die Zeit mit deinen Hunden und lass dich durch die Gedanken an den Tod deiner vierbeinigen Freunde nicht runterziehen. Noch seid ihr, dein Pauli, die Herta und du, doch alle putzmunter. Recht habt ihr. Und genauso mach ich es auch. Ich weiß, irgendwann werden sie und auch ich geh´n. Doch bis dahin genieße ich jeden Tag mit Herta und Paule, meinen beiden wunderbaren Gos, denn sie vergolden meine Welt. Für immer!
In diesem Sinne grüßen euch herzlich die Quasselstrippe, Paule und Herta – genießt das Leben, jeden Tag!
Ich kann aus eigener Erfahrung nur zustimmen. Es ist ein sehr schwieriges Thema. Eigentlich spürt man recht gut, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wenn man seinen Hund sehr gut kennt. Von meinen vergangenen fünf Hunden habe ich drei einschläfern lassen. Die erste hatte eine Insuffizienz der linken Herzklappe. Es kam dann der Zeitpunkt, da wirkten die Medikamente nicht mehr ausreichend. Vielleicht hätte man noch ein paar Tage Zeit kaufen können, wenn man die Dosis deutlich erhöht hätte, vielleicht. Ohne wäre sie durch das Wasser, was sich in der Lunge sammelte, qualvoll erstickt. Das kündigte sich schon an. Also nutzte ich die Möglichkeit, es ihr zu ersparen. Dann kam mein beinahe 18 Jahre alter Dackel, der schon sehr gebrechlich war, kaum noch hörte und sah, kaum noch laufen konnte und auch Krebsgeschwüre hatte. Plötzlich eines Tages ging es ihm schlecht. Er hatte Schmerzen. Meine Mutter war mit ihm, als sie ihn in den Garten tragen wollte, gestürzt. Dabei muss auch er sich verletzt haben. Ich habe ihn dann gehen lassen und es war gut so. Danach kam dann meine JRT Hündin Jackie – und da ging alles schief. Sie war 15 Jahre alt, eine Kämpferin, dem Tod zigfach von der Schippe gesprungen, wirklich mehrfach, und wirklich zäh. Im Alter sah sie nicht mehr so gut, wurde immer blinder, war dann fast blind und die Orientierung fiel ihr schwer. Sie hörte aber noch recht gut, fraß mit Freude und ging auch noch spazieren. Ich war selbst fast ein viertel Jahr nicht zu Hause gewesen und kam dann zurück. Irgendwie hatte ich den Eindruck, sie käme nicht so gut zurecht mit der Beinahe-Blindheit. Am fünften Tag wieder Zuhause hatte sie etwas Fieber und einen dicken Hals. Das Schlucken fiel ihr schwer. Am Abend vorher hatte mein anderer JRT, Yoschi, sie wegen eines Missverständnisses auf den Rücken gelegt. Ob das die Ursache war? Ich weiß es nicht. Wir fuhren zum Tierarzt und ich fragte ihn, was er denkt. Sollte man sie einschläfern? Ich schilderte ihm die Situation. Bis dahin hatte er mich gut beraten, immer. Er meinte, sie habe ja ein gutes Leben gehabt und sei doch alt, doch entscheiden müsse ich. Das Fieber bekämen wir in den Griff, was den Hals angehe, da könne er keine sichere Aussage machen. Ich überlegte und traf eine Entscheidung. Heute weiß ich, dass es die falsche Entscheidung war. Es war der schlimmste Fehler meines Lebens, das Schlimmste, das mir je widerfahren ist, und das verfolgt mich jetzt noch, fast zwei Jahre später. Als ich da entschied, war ich nicht ich selbst, so wie ich es immer war und auch jetzt wieder bin. Es ist heute schwierig, nachzuvollziehen, was damals geschah. Es geschah in guter Absicht, widersprach aber allem, was ich sonst tue.
Noch einmal wird mir so etwas sicher nicht mehr passieren, auch nicht, wenn ich ähnlich drauf wäre wie an diesem Tag bzw. in dieser Zeit.
Ich las dann etwas später einen sehr guten Beitrag „Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt, Gedanken und Meinungen zur Euthanasie“ in der Hundezeitung HundeWelt. Da las ich dann auch noch einmal, dass jedes Lebewesen genauso an seinem Leben hängt wie auch wir Menschen. Jedes hat ein individuelles Lebensrecht, dass wir nicht einfach ignorieren dürfen. Entscheidend darf nicht das emotionale Leid des Besitzers sein, sondern der objektiv beurteilbare Zustand des Hundes sollte den Ausschlag geben für eine Entscheidung zur Euthanasie. Die Tiermedizin kann heute eine Menge tun, um auch schwerkranken Hunden das Leiden zu erleichtern. Behinderung und Alter, heißt es in dem Beitrag, sind keine Gründe für eine Euthanasie, sondern alleine der Eindruck, dass der Hund mit seinem Leben und der Situation nicht mehr zurecht kommt und wir ihn nicht mehr auf einem Niveau stabilisieren können, das noch eben lebenswert ist.
Viele Leute hätten meinen alten Dackel schon lange vorher einschläfern lassen, so alt und klapprig war er. Da ich ihn aber sehr gut kannte und auch mein Tierarzt nicht der Meinung war, dass er litt, kam ich nie auf die Idee, ihn wegen seiner Gebrechen einschläfern zu lassen. Das war auch kein Egoismus meinerseits, kein Nichtloslassenkönnen. Er fraß noch gerne, genoss seine Kuscheleinheiten, schlief viel und freute sich, wenn man mit ihm in den Garten ging.
Bei Jackie habe ich das individuelle Recht auf das Leben ignoriert. Und sie hatte mir eigentlich deutlich gezeigt, dass sie noch nicht gehen wollte. Nur habe ich mich dann nicht mehr in der Lage gesehen, meine Entscheidung noch zu ändern, da der Tierarzt bereits dabei war, alles vorzubereiten. Hätte ich doch …! Aber ich habe nicht.
Ich habe das mal so ausführlich geschildert, weil ich beide Erfahrungen gemacht habe und hoffe, sie bleiben anderen erspart, vielleicht auch weil sie meine Schilderungen gelesen haben. Auch in Zukunft werde meine Hunde einschläfern lassen, wenn es im Sinne des Hundes ist. Man kann sich, wenn man seinen Hund wirklich sehr gut kennt, und das sollte man doch als wahrer Partner seines Hundes, auf sein Gefühl für den Hund verlassen, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob für einen Hund das Leben noch lebenswert und erträglich ist. Das ist umso wichtiger, da Hunde eine ganz andere Einstellung zu Beeinträchtigungen haben, wie Fälle von Hunden mit Amputationen und Lähmungen eindrucksvoll zeigen. Ihre Freude am Leben zerstört so schnell nichts. Es muss schon sehr übel kommen, dass Hunde sich aufgeben. Das sollte man immer beherzigen.
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Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und deine Gedanken … Liebe Grüße Tanja
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