Hyperaktive Pissnelke

10 Wochen Fritzle. Himmel, bin ich erledigt. Der Kerl hält uns dermaßen auf Trab. Wo soll ich anfangen? Zunächst waren wir im Grunde ausschließlich damit beschäftigt, die Herta vor dem kleinen schwarzen Wirbelwind zu schützen. Ich habe euch darüber berichtet. Herta hat mittlerweile fast keinen Bart mehr. Und an den Ohren zeichnet sich auch massiver Fellverlust ab 😊. Wir hatten immer wieder den Eindruck, ja, jetzt hat sie es, jetzt bietet sie ihm endlich die Stirn. Pustekuchen. Das waren immer nur kurze Strohfeuer und dann tanzte er ihr auch schon wieder auf der Nase herum. Allerdings haben wir uns, trotz immer wiederkehrender Rückschläge, Stück für Stück vorgearbeitet. Und jetzt endlich haben wir eine Methode gefunden, den kleinen Scheißer gemeinsam in seine Schranken zu verweisen.

Fritzles Passion: Herta ärgern

Herta ist so ein sanftes Gemüt. Bei ihr dauert es sehr lange, bis ihr der Kragen platzt. Daher hab ich ihr häufig unter die Arme gegriffen. Auch auf Anraten einer wirklich erfahrenen Hundetrainerin, deren Rat ich immer sehr schätze. Doch da lag sie falsch. Durch mein Eingreifen habe ich die ganze Sache mit Sicherheit in die Länge gezogen. Ja, es ist tatsächlich so, dass einem die Herta manchmal wirklich leid tut, wenn der kleine Haudegen sie in seinem kindlichen Überschwang attackiert. Daher hab ich ihn in solchen Situationen von ihr entfernt. Mein Bauchgefühl sagte mir aber, das ist nicht richtig. Wenn er dann aber das nächste Mal wieder auf ihr herumgejumpt ist, hab ich wieder eingegriffen. Und so entwickelte sich eine Dauerschleife, in der Herta immer mir das Ruder überließ.

Nun gab es vor circa einer Woche eine Situation, in der ich einfach keine Lust hatte ihr zu helfen. Rabenfrauchen, ich weiß. Aber es hat mich dermaßen genervt, dass Herta nicht selber endlich mal Stellung bezieht, also so richtig, nicht nur so ein bisschen. Deshalb hab ich nichts getan. Augen und Ohren zu und durch. Und siehe da Madame kam aus ihrer Ecke und hat dem Fritzle sowas von einer Ansage gemacht. Der lag dann erst mal mitten im Zimmer und das mega Fragezeichen sah man förmlich über seinem Kopf schweben. Dann zog er sich zurück und Herta und ich atmeten auf. Yeah! Endlich. Natürlich ist Fritzle hin und wieder immer noch echt ekelhaft zu Herta. Ein übermütiger Welpe eben. Doch er ist deutlich vorsichtiger.

Damit ist genau das passiert, was Annette, Fritzles und Hertas Züchterin, mir sagte: „Wenn er noch etwas älter ist, dann wird die Herta deutlicher. Du musst nur noch ein bisschen durchhalten.“ Und siehe da, genau so war es. Das mit der Geduld und dem Durchhalten ist halt immer so eine Sache…

Daraus entwickelte sich dann auch unser ureigenes System. Immer wenn Herta dem Fritzle die Leviten verließt, lobe und bestätige ich sie. Als sie nun einmal richtig durchgegriffen hat, habe ich natürlich Party gemacht. Seitdem muss ich die Herta nur noch ein bisschen anfeuern und sie übernimmt dann selbst, anstatt auf mein Eingreifen zu warten. Danach gibt es dann ein Herta-und-Tani-High-Five, weil das Fritzle kapiert hat, und alles ist gut. Klappt nicht immer, aber immer öfter.

An dieser Stelle ist es, glaube ich, auch so, dass die menschliche Ungeduld einem da nicht unbedingt in die Karten spielt. Fritzle ist ein Welpe, dass muss ich mir immer wieder sagen. Und ein Rüde noch dazu. Wir waren da von unserer Herta schon sehr verwöhnt und haben wohl auch viel vergessen. Doch irgendwann erinnert man sich, mahnt sich immer wieder selbst, mehr Geduld zu haben und dran zu bleiben. Und wenn sich dann, wie jetzt, erst Erfolge einstellen, dann ist Mensch einfach nur happy. Geht doch!

Welpen-Training To-Do-Liste

Bei all dem Herta beschützen ging die eine oder andere Welpen-Übung irgendwie unter. Doch wir haben alles Wichitge, nach wie vor auf dem Schirm – hoffe ich:

  • Täglich Kämmen – pffff Pustekuchen. Wenn es zweimal die Woche reinpasst, dann bin ich froh.
  • Beißhemmung trainieren – Das machen wir regelmäßig, denn es ist sozusagen unausweichlich. Unser Gremlin schnappt häufig wie wild um sich, legt sich auf den Rücken und zappelt wie ein Maikäfer, wenn er etwas nicht will. Aber auch hier sind erste Erfolge zu erkennen. Er schnappelt zwar immer noch um sich, wenn er etwas nicht will. Aber wir trainieren fleißig und mittlerweile tut er uns beim Schnappeln nicht mehr weh. Immerhin.
  • Hinlegen trainieren – damit ich ihn im Notfall auch mal untersuchen kann. Das klappt schon ganz gut.
  • Zecken wegmachen – das ist wirklich ein Highlight. Es ist ja aktuell Zeckenhochzeit, von daher müssen wir da fast jeden Tag an den jungen Mann ran. WTF war das am Anfang ein Gezappel und um sich Geschnappe. Einer muss sich immer auf den Fritzle drauflegen, damit er stillhält. Ernsthaft. Dann klappt es gut. Doch so auf dem harten Boden, hat uns das irgendwie nicht gefallen. Also rauf auf sein Kissen, so geht’s ohne Angst, dass man das Fritzle erdrückt. Im Nachgang – also nach erfolgreicher Entfernung der lästigen Biester – gibt es dann immer ein gutes Stück Käse. Und ihr ahnt es vielleicht schon. Mittlerweile sag ich „Fritzle Zecke“ und der Kerl jumpt auf sein Kissen: zu allem bereit.
  • Maulkorb-Training – das steht noch an. Hier kommt uns der Faktor Zeit regelmäßig in die Quere und so ganz nebenbei auch die Lust oder Unlust, denn – ich hab es bereits erwähnt – ich bin manchmal einfach nur total erledigt und wenn das Fritzle dann mal Ruhe gibt, schaff ich nicht mehr, als ein erschöpftes in die Luft Kucken. Also Maulkorb-Training kommt dann als nächstes dran … irgendwann 😊.

Komm doch endlich zur Ruhe!

Stichwort Ruhe. Das ist nochmal so eine Sache. Fritzle tarnte sich im Wurf als gechillter Welpe. Bei uns hingegen lies er dann die Sau raus. Hyperaktiv ist ein scheiß gegen Fritzle. Über Wochen fand er keine Ruhe. Nur in seiner Box. War er mal da drin, dann fiel er sofort um und schlief. Doch auch diesbezüglich ist beim schwarzen Hund nun endlich der Groschen gefallen. Ich meine sogar, das geschah ungefähr zeitgleich mit der unmissverständlichen Einordnung durch Herta. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich seit kurzem verstärkt mit ihm „Platz und bleib“ sowie „Ruhe auf deinem Platz“ (Bettchen oder Kissen nicht Box) trainiere.

Auf einmal schafft er es, sich einfach mal zurückzuziehen und zu pennen – von alleine ohne Aufforderung. Er geht sogar einfach mal so in die offene Box zum Pennen. Strike! Jetzt werde ich dieses „Ich ziehe mich zurück und komme zur Ruhe“ noch positiv verstärken, damit ich es später irgendwann einfordern kann. Ruhetraining, nennt man das wohl im Fachchargon. Ich nenne es Selbstschutz, denn wenn ein Hund es schafft auf Kommando runter zu kommen, dann ist das Gold wert uns zwar nicht nur für uns, sondern vor allem auch für ihn. Ruhe bedeutet weniger Stress und das muss gut sein – für Körper und Geist.

Blasentraining

Ein letzter, nicht zu verachtender Punkt: Pissnelken-Training. Das bekommen wir nicht in den Griff. Nach dem Essen geht es zum Pinkeln, nach dem Schlafen und Spielen auch. Nach dem Essen bis zu dreimal im Halbstundenrhythmus. Dann ist alles gut. Trinkt Fritzle zwischendurch, dann kann das im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose gehen. Er sitzt oder liegt gerade noch irgendwo rum, dann steht er auf und es läuft schon. So schnell kann niemand sein. Er läuft dann durch die Bude und unten läuft es einfach aus ihm raus. Keine Chance, das irgendwie zu bemerken. Oder wenn er sich erschrickt, aufregt oder freut. Auch dann tröpfelt es. Aber das ist normal, das hat Paule auch gemacht.

In anderen Situationen wiederum, zum Beispiel bei Tierarzt, ist Fritzles Quelle hingegen versiegt. Noch nicht einmal hat er in die Praxis gepisst. Zuhause … herrjeh, ich kann es schon nicht mehr zählen. Der Dampfreiniger ist mittlerweile mein bester Freund. Wir haben uns zwischendurch auch schon Gedanken gemacht, ob was mit seiner Blase oder dem Schließmuskel nicht stimmt. Doch dann ist wieder tagelang nichts in der Bude. Auch nachts schläft er lange ohne zu pinkeln, also ein Problem mit der Blase kann es nicht sein. Zwischendurch meldet er sich auch und sitzt an die Tür. Welch Freude. Da ist dann immer Party angesagt. Und der Rest dauert wohl noch ein bisschen. Solange bleiben der Dampfreiniger und ich wohl oder übel in einer festen Beziehung.

Aber, es gibt auch positive Pissnelkengeschichten. Wie alle meine Hunde pisst und kackt Fritzle mittlerweile auch schon auf Kommando. Also „mach dein Pissi“ und der Kerls pinkelt. „Mach dein Stinkerle“ und der Kerl kackt. Draußen funktioniert das alles wunderbar. Und wehe es lacht jetzt einer von euch. Ich bin da nämlich sehr stolz drauf! Jawoll.

Fazit: Fritzle ist ein hyperaktive Pissnelke mit starker Tendenz zur Verbesserung. Halleluja 😉. Fraule, Herta und Herrle müssen wohl einfach noch ein bisschen Geduld aufbringen und mit ihm trainieren, trainieren, trainieren. Wobei ich tatsächlich manchmal nur eines möchte: schlafen, schlafen, schlafen. Dass es einfach wird, hat niemand gesagt. Doch wenn mich der kleine schwarze Fratz dann mit seinen kugelrunden Kulleraugen anschaut, sich auf den Rücken wirft und sich das Bäuchlein kraulen lässt, oder wenn er sich an die Herta kuschelt und sie das sichtlich genießt… dann ist alles gut 💗.

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