Wunderschöne Welpenzeit – was für ein Quatsch

Keine Ahnung an was das liegt, aber warum quatschen nur alle immer über diese wunderschöne, verklärte Welpenzeit? Eine Zeit, so schön, dass man sie in vollen Zügen auskosten muss. Mal im Ernst. Diese Zeit gibt es doch nicht. Klar sind Welpen süß, wenn man sie so aus der Ferne, auf Bildern, in Facebook, Instagram oder auch mal ein paar Stunden live erleben darf. Aber ist der Welpe erst mal eingezogen, dann geht der Stress doch schon los.

Alle zwei Stunden Pinkeln gehen, viermal am Tag füttern, alles Mögliche in Sicherheit bringen, damit der kleine Racker nichts anknabbert. Dann am besten 24 Stunden Augen auf den Hund, um ihn auf jeden Fall dabei zu erwischen, wenn er reinpinkeln oder gar reinkacken möchte, denn schließlich soll er doch so schnell wie möglich stubenrein werden. In der Nacht machst du kaum ein Auge zu, immer in der Erwartung, dass der kleine Wurm sich meldet. Macht er dann nicht, denn die meisten Welpen haben bereits in der Kinderstube gelernt durchzuschlafen. Du schläfst aber trotzdem in der ersten Zeit nur mit halbem Auge, das andere Ohr 😉 hast du immer beim Hund.

Puh. Anstrengend.

Ja, ich kann euch sagen. Uns hat das Fritzle in den ersten Wochen ziemlich viel Kraft gekostet. Das merkt man alleine daran, dass mein letzter Blogbeitrag schon wieder knapp zwei Monate zurückliegt. Da wäre mal die Sache mit dem Pinkeln. Hab ich erzählt, dass er sich kaum meldet, sondern einfach anfängt zu pinkeln und dabei weiterläuft. Keine Chance, dass irgendwie zu bemerken. Irgendwann haben wir die Anzeichen dann doch gecheckt und konnten reagieren. War aber wirklich schwer zu unterscheiden. Denn Fritzle rennt nervös in der Wohnung rum, wenn er muss. Allerdings rennt er sowieso die ganze Zeit nervös rum. Also da dann den Unterschied zu erkennen ist echt eine Meisterleistung.

Dann wären wir auch schon beim nervös Herumrennen. Fritzle kam in den ersten Wochen einfach nicht zur Ruhe. Das hat uns den letzten Nerv geraubt. Nur in seiner Box war er ruhig und schlief schnell ein. Sich aber selbst dorthin zurückzuziehen, das schafft er selten. Allerdings legt er sich jetzt – 6 Monate alt – endlich auch selbständig mal hin und schläft. Die erste Zeit hingegen hat unser Nervenkostüm auf die Zerreißprobe gestellt. Immer wieder die bange Frage: Wieso kommt dieser Kerl nicht zur Ruhe? Wir waren ratlos.

Auch draußen beim Spaziergang war er in den ersten Wochen unglaublich nervös. Egal was uns entgegenkam. Der Fritzle ist außer Rand und Band. Es hat wirklich alles gebraucht, um ihn Schritt für Schritt an Menschen, Walkingstöcke, Fahrradfahrer und, und, und zu gewöhnen. Hunde sind bis heute ein Thema.

Schaffen wir das?

Der Kerl hat uns von Anfang an gefordert. Kein Paule, keine Herta haben bereits in den ersten Wochen derart Rabatz gemacht. Fritzle zappelt und wehrt sich bei allem. Nur mit unendlicher Geduld kommt man diesem Gezappel bei. Und wenn er in Rage gerät, dann schnappt das kleine Krümelmonster auch gerne mal um sich. So nach dem Motto „Lass mich“. Zum Glück hat die Sache mit der Beißhemmung prima funktioniert.

Ja, ich kann sagen: Wir sind zwischendurch ganz schön auf dem Zahnfleisch dahergekommen. Zweifel am Hund „So etwas habe ich ja noch nie erlebt“ haben sich gepaart mit Zweifeln an dir selbst „Mach ich die Sache wirklich richtig?“ bis hin zu völliger Erschöpfung „Ich schaff das nicht.“ Alles war dabei.

Und so sind wir nun im sechsten Lebensmonat unseres kleinen schwarzen Fritzle angekommen und siehe da: Es wird Licht am Ende des Tunnels. Der junge Mann lässt sich mittlerweile problemlos kämmen, Zecken entfernen geht so lala, abduschen, abtrocknen funktioniert auch… (gut, er zappelt immer noch, aber viel weniger). Im Arbeitszimmer (ich arbeite, wie ihr wisst in Homeoffice und Fritzle soll ein Bürohund werden) findet er die meiste Zeit selbständig zur Ruhe und klappt es mal nicht, dann schick ich ihn in die Box, in die er gerne hineingeht und dann friedlich darin wegdöst. Abends kann er immer häufiger mit auf die Couch. Da liegt er dann und kaut auf irgendetwas rum oder kuschelt sich an Micha oder mich und pennt weg. Und auch hier hat sich der Ablauf eingespielt, sobald das Fritzle unruhig wird, geht es ohne Protest in die Box.

Es hat klick gemacht

Bei Spazierengehen sind Spaziergänger, Kinder, Walkingstöcke und Fahrräder mittlerweile vollkommen okay. Hunde noch nicht. Das wird vermutlich noch ein langer Weg, aber auch da bin ich zuversichtlich. Auf einmal zahlt sich all der Einsatz, die unendliche Erschöpfung und die hitzigen Diskussionen mit meinem Mann in Punkto Erziehungsfragen aus. Bei unserem Fritzle hat es klick gemacht.

So können wir jetzt endlich die Zeit zu viert genießen. Ja, tatsächlich. Schnell noch, bevor die Pubertät einsetzt … und wenn nun irgendwann mal wieder jemand zu mir sagt: „Die Welpenzeit ist die schönste Zeit, genieße es“, dann werde ich wohl in schallendes Gelächter ausbrechen und denken: „Jaja, glaub du das nur…“

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